Lass mich dir heute eine kurze Geschichte erzählen:

Als kleines Mädchen war ich so richtig vernarrt ins Hochzeit-Spielen. Mit meinen Puppen, Stofftieren, Barbies, Freundinnen…alles wurde verheiratet. Ich träumte schon von meiner eigenen Hochzeit. Ich stellte mir vor, wie mein Hochzeitskleid aussehen wird. Wo die Hochzeit stattfinden wird. Wie die Torte aussehen wird. Wie der Hochzeitsantrag ablaufen wird. Wie mein Verlobungsring aussehen wird.

Ich frage mich heute oft, wie ich zu diesem ganzen Kitsch in meinem Kopf gekommen bin. War es Erziehung? Waren es Bilder aus den Medien? Waren es Bilder, die entstanden sind durch Gespräche von Erwachsenen, denen ich gelauscht hatte.

Woher hatte ich diese auf hochglanz polierten Bilder in meinem Kopf? Wo es doch im echten Leben nicht annähernd sowas gibt. Toxisch nenne ich das heute. Vergiftend. Das Leben vergiftend. Aber so richtig! 

Diese Bilder gaukeln uns eine Welt vor, die nicht existiert. Hecheln somit ständig einer Mission Impossible nach. Messen uns an einem Ideal, dass nur eine Illusion ist. Suchen unser Glück im Außen, wobei wir es doch ständig vor der Nase haben. Das ist doch crazy! Und das macht wütend! Das macht traurig! Das erzeugt Frustration! Angst, niemals Gut genug zu sein! 

Lass mir dir eines sagen:

Nichts ist perfekt auf dieser Welt. Und gleichzeitig ist alles perfekt. Aber nicht auf diese surreale Art und Weise. Die Perfektion liegt im Unperfekten. Das Glück liegt im Unperfekten.

Die Unperfektion macht uns aus. Macht uns einzigartig. Macht uns zum Kunstwerk und unser Leben lebenswert.

Warum sagt einem das niemand? Fällt das wirklich so wenigen auf?

Ist es doch die Wurzel von so viel Unglück. 

Warum sagt dass niemand den kleinen Kindern, die nach dieser aufgezwungen Perfektion ihr ganzes Leben ausrichten und sich ständig angetrieben fühlen, weil sie denken nicht gut genug zu sein? 

Restless, während ihr echtes Leben an ihnen vorüberzieht und sie es nicht einmal merken. Blinded by the show-light.

30 Jahre später: Meinen Verlobungsring ziert kein hochkarätiges Glitzerteil, wie so oft gesehen. Von den Kitsch-Filmen Hollywoods bis hin zur Hausfrau next door. No No!  Nicht mit mir!  Dieses Makellose, langweilt mich mittlerweile zutiefst und ich denke, es verkörpert auch genau diese Illusion, der wir alle nachlaufen und daran zu Grunde gehen. 

Auf meinem Verlobungsring thront ein ungeschliffener Diamant. Er schaut aus wie ein Kieselstein. Aber ich weiß, dass darin etwas Kostbares ist. Und es ist einfach so viel mehr real. Wir alle sind ungeschliffene Diamanten. Unsere Kieselstein-Schicht gehört zu uns dazu. Wir sind, wer wir sind. Punkt. Und egal wie grau wir von Außen erscheinen, wir sind alle einzigartig, unendlich wertvoll und können strahlen – auf unsere ganz eigene Art und Weise.

Ich liebe Menschen, die ungeschliffene Diamanten sind, mit und gerade wegen all ihrer Ecken und Kanten. Wie fad wäre unsere Welt, wenn alles voll Bling Bling wär, das uns so blendet, dass wir gar nichts mehr sehen.